«Ich finde, man sollte sich frühzeitig Gedanken zum Testament machen.»

 

Claude ist 53 Jahre alt und seit 1996 ein passionierter TIXI Fahrer. Er reist für sein Leben gern und hält sich während der Wintermonate oft in Lateinamerika oder Asien auf. Dort arbeitet er manchmal für Hilfswerke und lebt so, wie es die Bewohner des Landes tun. Sein Vater war ebenfalls viele Jahre TIXI Fahrer, bis lange über seinen wohlverdienten Ruhestand hinaus.

Was ist dein beruflicher Werdegang?
Nach der Matura habe ich ein Praktikum bei einer Bank absolviert. Ich wurde als junger Mitarbeiter sehr gefördert und da die beruflichen Aussichten vielversprechend waren, bin ich dann hängen geblieben und habe letztlich über 30 Jahre in verschiedenen Funktionen in dieser Bank gearbeitet, sowohl in Europa, und in den USA wie auch in Lateinamerika.

Was ist deine heutige Situation?
Von den zahlreichen firmeninternen Reorganisationen bin auch ich nicht verschont geblieben, konnte mich aber einige Male intern neu positionieren. Nach der letzten Umstrukturierung fand ich allerdings trotz intensiver Suche weder intern noch extern eine Arbeitsmöglichkeit. Am Anfang war das nicht ganz einfach, aber nach teilweise turbulenten 30 Arbeitsjahren geniesse ich momentan die Freizeit, die ich vorher nie hatte, obwohl ich manchmal schon vieles von früher vermisse. Dass ich Single bin und keine eigene Familie zu ernähren habe, macht die Situation natürlich um einiges einfacher.

Wie bist du zu TIXI gestossen?
Das war vor vielen Jahren, als ich einmal in der Vorweihnachtszeit bei meinen Eltern zum Essen eingeladen war und wir über die vielen Bettelbriefe diskutiert haben. Ich erfuhr damals, dass mein Vater, der ein grosszügiger Spender ist, vor allem den Einsatz als TIXI Fahrer über alle Massen schätzte. Und da seine Begeisterung für diese Organisation etwas Ansteckendes hatte, fragte ich ihn, ob er mich einmal zu einem seiner Einsätze mitnehmen würde - so begann eigentlich meine Verbindung mit TIXI.

Wann hast du erstmals an ein Testament gedacht?
Beruflich hatte ich oft mit weiblichen Kunden zu tun, die mir weinend erzählten, dass ihr Mann verstorben sei und ein Testament hinterlassen habe, das er doch unmöglich so gemeint haben könne. Denn oft wird ein Testament nach erstmaligem Erstellen nie mehr angepasst. Das hat mich aufhorchen lassen und ich bin heute fest überzeugt, dass man sich frühzeitig Gedanken zum Testament machen sollte. Möchte ich also Menschen und Organisationen aus meinem Umfeld letztwillig begünstigen, muss ich mich wohl oder übel frühzeitig mit dem Schreiben eines Testaments auseinandersetzen. Und als TIXI dieses Jahr eine Beratungsstunde bei einem spezialisierten Anwalt offerierte, konnte ich diese nutzen, neu aufgetauchte Fragen professionell klären zu lassen, wofür ich sehr dankbar bin.

Hat sich deine Einstellung zum Testament heute geändert?
Ich reise relativ viel und Ereignisse wie der Abschuss der Malaysian Airlines über der Ukraine haben mir wieder einmal ins Gedächtnis gerufen, wie schnell und unerwartet etwas passieren kann. Viele Leute denken, es werde in so einem Fall dann schon alles so geregelt, wie man das gerne hätte, aber das stimmt eben nicht, wie ich aus meiner beruflichen Erfahrung weiss. Man muss sich wirklich die Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, und sich dann hinsetzen und niederschreiben, wie man es haben möchte, und es gegebenenfalls auch juristisch prüfen lassen. Erst dann habe ich die Gewissheit, dass mein letzter Wille auch tatsächlich im gewollten Sinne ausgeführt wird.

«Bei TIXI hatte ich nach einiger Zeit sogar das Gefühl, ich bekomme mehr von den Fahrgästen zurück, als ich geben kann».

Fühlst du dich verpflichtet, für Menschen mit Behinderung etwas zu tun?
Als ich noch beruflich tätig und weil ich familiär ungebunden war und es mir gut ging, wollte ich mich für Menschen einsetzen, welche weniger Glück hatten. Dabei wollte ich dies nicht nur in anonymer und monetärer Form tun, sondern mich eher persönlich einbringen. Denn „einfach nur“ Briefe von Kindern aus Afrika zu erhalten, würde mir nicht die gleiche Befriedigung geben. Also engagiere ich mich bis heute als TIXI Fahrer. Bei TIXI hatte ich nach einiger Zeit sogar das Gefühl, ich bekomme mehr von den Fahrgästen zurück, als ich geben kann. Ich fahre immer an den gleichen zwei Wochentagen und kenne daher viele meiner Fahrgäste sehr gut; mit einigen hat sich ein richtiggehend freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Ihre Schicksale berühren mich sehr und ich habe mich schon oft in Situationen ertappt, in denen sich dann das eigene (vermeintliche) Unglück, das einem hin und wieder widerfährt, ungemein relativiert.

«Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass ich TIXI auch nach meinem Ableben weiter auf seinem Weg helfen kann.»

Was wünschst du dir fürs TIXI, wenn du nicht mehr fährst?
Ich hoffe, dass es TIXI noch lange geben wird… Vielleicht werde ich ja auch einmal Fahrgast sein (lacht). Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass ich TIXI auch nach meinem Ableben weiter auf seinem Weg helfen kann. Ich kenne eure Vision eines TIXIs für die ganze Schweiz und finde sie eine tolle Sache. Deshalb hoffe ich für TIXI, dass es genügend finanzielle Mittel bekommt, um diese dort einzusetzen, wo es am notwendigsten ist. Ich sehe ja, was TIXI alles bewirkt, und wenn ich einen Fahrgast jeweils an seinen Zielort bringe, dann merke ich, wie dankbar er TIXI ist. Ich bekomme oft zu hören: «So gut, dass es euch gibt!». Man kommt sich etwas beschämt vor, denn was habe ich schon getan? Aber für die Fahrgäste machen solche Fahrten die Welt aus…

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